Ein ganz besonderes Amt für Olivia Jones.

29.08.2013 08:45

Travestiekünstlerin wird Ehrenbotschafterin der Deisterstadt, Ehrenbürgerin wird sie aber nicht vorerst.

HAZ/Springe/Von Andreas Zimmermann und Veronika Thomas. Springes schrillste Prominente, Olivia Jones, wird Ehrenbotschafterin der Deisterstadt. Außerdem erhält sie auf einer Sonderbriefmarke der Citipost einen Platz in der Galerie bekannter Persönlichkeiten im Springer Museum. Ehrenbürgerin aber wird die Dragqueen nicht. Diesen Wunsch eines Bürgers an die Verwaltung lehnte der Springer Ortsrat gestern Abend ab. Damit die 43-Jährige offiziell Ehrenbotschafterin werden darf, muss jetzt noch der Rat entscheiden, was aber als Formsache gilt. Bei der Abstimmung im Ortsrat gab es gestern elf Ja- und zwei Nein-Stimmen für diesen Vorschlag. „Spaßbremsen gibt es immer", kommentierte Olivia Jones die Ablehnung der SPD-Frauen Katrin Kreipe und Marita Kürsten.



Schon im Vorfeld der Ortsratssitzung hatte Bürgermeister Jörg-Roger Hische prüfen lassen, ob eine Ehrenbürgerschaft überhaupt rechtens wäre, und mit Verweis auf Paragraf 29 des Niedersächsischen Kommunalverfassungsgesetzes abgewunken. Dort heißt es: „Eine Gemeinde kann Personen, die sich besonders verdient gemacht haben, das Ehrenbürgerrecht verleihen." Daraufhin verkündete die Travestiekünstlerin: „Wenn ich meinen Job als Botschafterin gut mache, werde ich vielleicht doch noch Ehrenbürgerin. Ich bin stolz auf Springe. Die Stadt ist bunt und tolerant. Es gefällt mir hier richtig gut."

„Ehrenbotschafterin der Stadt Springe": Diesen Schriftzug soll die eigens für Olivia Jones kreierte Briefmarke tragen, die die als Oliver Knöbel in Springe geborene Dragqueen gestern bei der Citipost in Augenschein nehmen konnte. Gegen Diskriminierung, für Gleichstellung und Toleranz will die Travestiekünstlerin als Botschafterin werben. Dass ein Teil aus dem Erlös der Marke an die Springer Tafel fließt, fand die langbeinige Schönheit umso besser. 1500 Marken sind bisher gedruckt, es können noch viel mehr werden.

Doch die Briefmarkenpräsentation war nur die erste Station beim fünfstündigen Besuch der Dragqueen in ihrer Heimatstadt, Weiter ging es zum Museum auf dem Burghof. Den Weg dorthin legte Jones umlagert von einem Pulk von Journalisten und begleitet von Bürgermeister Hische auf Pumps zurück und schrieb Autogramme auf Smartphonehüllen. Ernstere Töne schlug Jones beim Besuch der Tafel mit 1500 Kunden an. „Das ist gemessen an der Einwohnerzahl Springes viel", meinte sie, die sich in ihrer Wahlheimat Hamburg für Obdachlose einsetzt. „Ich hätte gedacht, es wären 200." (mit: br, tl, kap)

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