Eine Million Menschen leben in Deutschland von der Tafel.

12.06.2009 08:26

Wirtschaftskrise lasst die Zahl der Bedürftigen nochmals steigen / 2500 Ausgabestellen gibt es bundesweit.

NDZ/Göttingen (ap). Wegen der Wirtschaftskrise rechnen die Deutschen Tafeln mit einer wachsenden Zahl von Bedürftigen, die auf regelmäßige Lebensmittelspenden angewiesen sind. Die Zahl der Tafel-Kunden sei nach Schätzungen bereits in den vergangenen zwölf Monaten um 100000 auf mehr als eine Million gestiegen, sagte der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutsche Tafel, Gerd Häuser, gestern in Göttingen.

Künftig müssten die Tafeln noch „für wesentlich mehr Menschen als bisher da sein". Die Bereitschaft des Lebensmittelhandels zu Spenden sei trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage ungebrochen. Allerdings sei die Zahl der Tafel-Kunden schneller gestiegen als die Menge der gespendeten Lebensmittel. „Die pro Tafel-Kunden ausgegebene Lebensmittelmenge ist gesunken", sagte Häuser. Die Zahl der Tafeln, die Bedürftige mit Gütern des täglichen Bedarfs versorgen, habe sich seit Sommer 2008 um rund 100 auf bundesweit 848 erhöht. Die Initiativen organisieren nach Angaben ihres Bundesverbandes etwa 2500 Ausgabestellen.

(Foto: In vielen Städten gehört dieses Bild zum Alltag: Hilfsbedürftige bekommen Lebensmittel bei der Sozialeinrichtung „Tafel". ap)

Der absehbare Anstieg der Arbeitslosigkeit und die Zunahme der Bedürftigen werde die Tafeln vor große Herausforderungen stellen, betonte Häuser. Daher wolle man die Zusammenarbeit mit dem Handel und auch mit den Lebensmittelherstellern intensivieren. Die Produktion der Hersteller liege oft um 20 Prozent über der Nachfrage. Wenn sie falsch etikettierte Ware oder Produkte mit beschädigten Verpackungen den Tafeln überließen, könnten sie hohe Kosten für die Entsorgung sparen.

Die Bekämpfung von Hunger sei nicht das vorrangige Ziel der Tafeln, sagte der Verbandsvorsitzende weiter. Bedürftige sollten vielmehr bei den Ausgaben für Lebensmittel entlastet werden, um ihnen die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben weiter zu ermöglich. „Der HartzIV-Empfänger kann dem Kind dann einen Kinobesuch oder den Beitrag für den Sportverein bezahlen", sagte der Vorsitzende. Zudem würden die Tafel-Kunden über die Spenden oft qualitativ hochwertige Lebensmittel erhalten, die sie sich ansonsten nicht leisten könnten.

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