Tafel zieht die Reißleine.

08.06.2016 10:34

Kunden müssen sich wegen zu großer Nachfrage mit einem Besuch pro Woche begnügen.

Es werden jeden Monat mehr: Die Zahl der Springer, die bei der Tafel für Lebensmittel anstehen, ist innerhalb eines Jahres um 50 Prozent gestiegen. Die Verantwortlichen ziehen jetzt die Reißleine: Jede Familie wird nur noch einmal pro Woche bedient.
VON MARITA SCHEFFLER

SPRINGE. Das Kuriose: Die heimischen Lebensmittelmärkte sind nach wie vor so spendabel, dass der Trägerverein der Springer Tafel bestens mit Lebensmitteln versorgt wird. Nach der Dienstagsausgabe könnten regelmäßig Produkte an die mündersche Tafel weitergegeben werden, erzählt der Vorsitzende Uwe Lampe: „Daran hat sich auch zuletzt nichts geändert.“

Das Problem ist ein anderes: Der gestiegene Andrang führe dazu, dass immer weniger Alt-Kunden vorbeikommen. Vor allem die Zahl der Senioren, die sich auf den Weg zur Ausgabestelle an der Jägerallee machen, sei stark zurückgegangen. Eine Entwicklung, die Lampe und seine Kollegen mit Sorge beobachten.

Die Räume der Springer Tafel an der Jägerallee: An jedem Ausgabe-Tag drängen sich derzeit die Vertreter von 90 Familien auf dem Hof. Für die Ehrenamtlichen ist die Situation kaum noch zu bewerkstelligen. Per Aushang werden die Kunden informiert, dass sie künftig nur noch einmal pro Woche bedient werden. Scheffler (2)

Die Tafel hat an jedem Dienstag und Freitag von 15 bis 17.30 Uhr geöffnet. Bislang konnten Hilfe-Empfänger an beiden Tagen vorbeikommen und sich zum Preis von 1 Euro eine gefüllte Lebensmittel-Kiste mitnehmen. Pro weiterer Kiste werden 50 Cent berechnet, mehr als 2 Euro muss niemand zahlen.

Mit ihren zwei Ausgabetagen pro Woche gehörte die Springer Einrichtung „bundesweit zu einer absoluten Minderheit“, wie Lampe betont. Normalerweise gelte: Jede Bedarfsgemeinschaft (was eine Einzelperson oder eine Familie sein kann) muss sich mit einem Einkaufstag in der Woche begnügen.

Diese Beschränkung führen heute auch die Ehrenamtlichen aus Springe ein. Alle Kunden sind in zwei Gruppen unterteilt worden. Wer in seiner Karteikarte einen blauen Punkt hat, wird dienstags bedient. Wer einen gelben Marker bekommen hat, ist freitags an der Reihe.

Obwohl genug Lebensmittel für alle da sind, hätten die ersten Kunden zuletzt schon um 12 Uhr auf dem Hof gestanden – drei Stunden vor Beginn der Ausgabe. „Um 14 Uhr sind es dann 50 Personen in der Schlange“, weiß Lampe. Die Situation verlange nicht nur den Wartenden einiges ab, auch für die – ausschließlich – ehrenamtlichen Helfer sei der Druck nicht mehr gut zu ertragen, der Ton werde rauer. Außerdem verzögere sich ihr Feierabend immer mehr.

Lampe rät den früheren Stammkunden, die er und seine Vereinsmitglieder mit der Neu-Regelung zurückgewinnen wollen: „Es reicht vollkommen, um 16 oder 17 Uhr vorbeizukommen. Dann ist der größte Andrang vorbei, wir haben aber noch reichlich Waren und etwas mehr Zeit.“ Der Springer betont: „Niemand, der zu uns kommt und berechtigt ist, geht mit leeren Händen weg. Auch wenn es kurz vor Ende der Ausgabe ist.“

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