Für Brot und Bananen Schlange stehen.

17.10.2015 21:26

Auch Flüchtlinge erhalten bei der Tafel Lebensmittel - Mittlerweile übersteigt die Nachfrage die Spendenmenge.

Von Kim Meyer/Lübeck. In einer langen Schlange warten die Bedürftigen schon vor der Tür der ehemaligen Wäscherei am Kolberger Platz. Dabei hat die Ausgabe der Lübecker Tafel noch nicht einmal begonnen. Die Helfer in ihren bunten Schürzen wirbeln umher, mit einem Karren werden die Lebensmittel verpackt in großen Kisten vom Transporter in die Ausgabestelle gebracht. Wie lange die Helfer mit den Spenden dem Andrang noch gerecht werden können, ist fraglich. Die Waren reichen schon jetzt manchmal nicht mehr für alle Bedürftigen aus. Zeitgleich kommen jedoch immer mehr Flüchtlinge zur Lübecker Tafel.

Bei der Lübecker Tafel erhält Flüchtling Saiim Haji von Gisela Werner Bananen. Fotos Maxwitat, Rößler, dpa

"Momentan haben wir an jedem Ausgabetag zehn Neuanmeldungen von Flüchtlingen", sagt Gisela Werner. Die 69-Jährige leitet ehrenamtlich jeden Dienstag die Ausgabe am Kolberger Platz. Dort öffnet die Tafel zweimal in der Woche die Pforten. Sie erhalten den Hinweis, hierher zu kommen. Doch die Kapazitäten seien langsam erschöpft. Es kämen immer mehr Menschen, aber die Spenden blieben gleich.

„Es ist eine Kunst, so zu verteilen, dass die Spenden reichen", sagt Lothar Frenz, Vorstandsmitglied bei der Lübecker Tafel, während er vor der Tür eine der Lebensmittel-Kisten aus dem Transporter hievt. "Wir wollen die Leute nicht wild machen. Wir machen uns aber erhebliche Gedanken um die Zukunft".

Flüchtlinge, die Hilfe bei der Tafel suchen, hatten ein vorläufiges Bleiberecht, und die Asylverfahren liefen. "Das heißt, die vielen Menschen aus den Erstaufnahmen kommen erst verzögert bei uns an. Schon jetzt, schätzt Frenz, machen die Flüchtlinge 10 bis 20 Prozent aus. „Und ich habe das Gefühl, sie verdrängen unsere eigentliche Stammkundschaft".

Bevor Bedürftige aber überhaupt eine Spende bekommen, müssen sie sich registrieren. Am Kolberger Platz übernimmt das Kati Mette. „Sie müssen ihren Ausweis und entsprechende Belege mitbringen", erklärt die 73-Jährige.  „Flüchtlinge müssen den Asyl-Bescheid vorzeigen. Dann bekommen sie eine Ausweiskarte mit ihrer Nummer und der Zahl der Personen im Haushalt, für die Lebensmittel abgeholt werden dürfen. „Jedes Mal zeigen sie nur diese Karte und zahlen einen Euro."

Die Tafeln: Mehr als 900 Tafeln mit zahlreichen Läden und Ausgabestellen gibt es in Deutschland. Sie sammeln bei Firmen Lebensmittel, die trotz guter Qualität nicht mehr verkauft werden können. Diese werden an Bedürftige weitergereicht. Teilweise werden auch warme Mahlzeiten ausgegeben. Etwa 1,5 Millionen bedürftige Personen werden deutschlandweit unterstützt. Davon sind rund 30 Prozent Kinder und Jugendliche. 53 Prozent Erwachsene im erwerbsfähigen Alter und 17 Prozent Rentner.

Dann geht die Ausgabe los: Vor einer großen digitalen Nummernanzeige im Eingangsraum versammeln sich immer mehr Wartende. Wann ist die eigene Nummer dran? An jedem Ausgabetag beginnt das System mit einer anderen Zahl. "Das soll es gerecht machen jeder soll mal Erster sein", erklärt Gisela Werner.  Dann ruft sie die nächste Nummer auf.  

„Wir sind froh, das es hier ein gutes Verständnis gibt. So haben wir kaum Ärger". Denn obwohl die Helfer bemüht seien, Waren heranzuschaffen und auch die Ausgabemenge angepasst würden, würden die Lebensmittel oft nicht für alle ausreichen. Verschiedene Milchprodukte, Backwaren. Fleisch, Fisch, Konserven, Nudeln, Gemüse. Obst und vieles mehr liegen fein säuberlich drapiert in großen Kisten, die auf den Tischen im Auagaberaum stehen.

Einer der ersten, der sich etwas nehmen darf, ist dieses Mal Sailm Haji. Ich bin ohne meine Familie aus dem Irak geflüchtet und wohne seit drei Monaten in einem Flüchtlingsheim in Lübeck", sagt der 26-Jährige. In seinem Heimatland habe der junge Mann als Glaser gearbeitet, in Deutschland habe er noch keine Tätigkeit gefunden. Bei der Tafel nimmt er Bananen, Fisch und Brot entgegen.

"Die Flüchtlinge sind dankbar", sagt Gisela Werner. Vor allem Geflügel und Weißbrot seien bei ihnen gefragt. Aber wir führen sie auch an Schwarzbrot heran", sagt sie lachend. Mit Händen und Füßen könne man sich verständigen.

Und die kaum Deutsch können, bringen einfach die Etiketten wieder mit, um zu zeigen was sie suchen. Dann ruft die Rentnerin schon die nächsten Nummern auf.

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