Keine Essener VerhältnisseKeine Essener Verhältnisse

09.03.2018 19:32

Wie Springes Tafel auf die Diskussion reagiert und warum Uwe Lampe Senioren die Hemmungen nehmen will

NDZ, von Ralf T. Mischer. Keine Diskussionen, kein Gedränge, kein Ärger: Dienstag, 15 Uhr, Jägerallee. Lebensmittelausgabe bei der Tafel in Springe. Uwe Lampe kümmert sich heute persönlich darum und liest die Namen derer vor, die bei der Losziehung die Nase vorn hatten und nun zuerst Waren erhalten. Rund 30 Kunden stehen vor der Tür und lauschen gespannt.

Die Diskussion über die Entscheidung der Essener Tafel, einen Aufnahmestopp für Ausländer zu verhängen, schlägt bundesweit immer höhere Wellen. In Springe zeigen die Tafelverantwortlichen wenig Verständnis für die Entscheidung des Essener Tafelchefs Jörg Sartor. Am Deister funktioniere die Ausgabe der Lebensmittel ohne Probleme – allerdings wurde der Modus zur Vergabe bereits vor zwei Jahren angepasst.

„Wir würden eine Entscheidung wie in Essen so nicht treffen“, sagt Tafelchef Lampe. Allerdings habe die Tafel in Springe auch genügend Personal und genug Lebensmittel – Verteilungsprobleme gebe es keine. Und das sei ein entscheidender Unterschied zur Situation in Essen.

Der Anteil von Migranten liegt bei der Essener Tafel bei 70 Prozent, in Springe ist er laut Lampe aktuell bei 80 Prozent. Schon länger habe man mithilfe von Kursen Hürden bei der Verständigung aus dem Weg geräumt – etwa im Bereich der Kommunikation zwischen Mann und Frau. Lampe: „Viele Geflüchtete wissen ja gar nicht, wie man sich mit einer Frau unterhält.“ Daraus entstandene Probleme, die in Essen auch als Argument für den Aufnahmestopp genannt werden, gebe es deshalb in Springe nicht.

Zu Ärger bei der Ausgabe komme es am Deister auch deshalb nicht, weil die Warenausgabe entschärft wurde: Die ersten Lebensmittel erhält nicht mehr der Kunde, der zuerst da ist – sondern der mit Losglück. „Wer ganz früh kommt, nimmt an einer Verlosung teil, die Waren werden in der Reihenfolge der gezogenen Lose verteilt“, sagt Lampe. Ab 17.30 Uhr erhalten alle übrigen ihre Lebensmittel, ohne Wartezeit, wie Lampe versichert.

Vor der Einführung dieses neuen Systems sei der Umgang zuweilen schwierig gewesen, erinnert sich Dietmar Schulz, der die Tafel ehrenamtlich als Empfangs-Chef unterstützt. „Da musste auch schon mal die Polizei gerufen werden. Es gab auch Hausverbote.“ Im Jahr 2016 hatte die Tafel erstmals von einem enormen Anstieg der Kundenzahl und von langen Schlangen vor der Ausgabestelle berichtet, die Kunden hätten bereits Stunden vor Beginn der Verteilung dort ausgeharrt. Die Folge war, dass immer weniger Alt-Kunden vorbeikamen. Im Mai wurde die Zahl der Verkaufstage pro Familie von bis dato maximal zwei auf einen gesenkt: Nun darf jeder Kunde entweder am Dienstag oder am Freitag kommen.

Christina Abele, ehrenamtliche Helferin seit zehn Jahren, packt gerade einen Lebensmittelkorb für eine junge Familie: Bananen, Nudeln, Kartoffeln, Honig, Käsebrötchen, Laugenstangen, Cornflakes, alles da. Und die Kunden, so heißen die Bedürftigen, weil sie für die gespendeten Waren einen geringen Betrag entrichten, stehen am Tresen und schauen zu, wie die Kunststoffkörbe gepackt werden. Es wird gescherzt, die Kunden erläutern, was sie gern hätten, fast noch ein wenig freundlicher und ruhiger als an der Supermarktkasse. „Wenn die Kunden merken, dass es von allem genug gibt, ist es sehr entspannt“, sagt Lampe, der hinter einem Holztresen steht und nacheinander weitere Namen aufruft – immer dann, wenn ein Kunde den Tresen mit einem gefüllten Warenkorb verlässt.

300 Menschen versorgt die Springer Tafel pro Woche mit Lebensmitteln – der Anteil der Rentner darunter ist noch gering, obwohl die Bedürftigkeit laut Untersuchungen stets wächst. Mit ihnen möchte Lampe Kontakt aufnehmen: „Viele haben Hemmungen, zur Tafel zu gehen“, fürchtet er. Deshalb will der Tafelchef ins Gespräch kommen und aufklären und plant gezielt, Veranstaltungen wie kirchliche Seniorenrunden und Treffs zu besuchen, um über die Tafel zu informieren.

„Wenn die Kunden merken, dass es von allem genug gibt, ist die Lage sehr entspannt", sagt Lampe, Lampe, der hinter einem Holztresen steht und nacheinander weitere Namen aufruft - immer dann, wenn ein Kunde den Tresen mit einem gefüllten Warenkorb verlässt. 300 Menschen versorgt die Springer Tafel pro Woche mit Lebensmitteln - der Anteil der 

Rentner darunter ist noch gering, obwohl die Bedürftigkeit laut Untersuchungen stets wächst. Mit ihnen möchte Lampe Kontakt aufnehmen: „Viele haben Hemmungen zur Tafel zu gehen", fürchtet er. Deshalb will der Tafelchef ins Gespräch kommen und aufklären und plant gezielt, Veranstaltungen wie kirchliche Seniorenrunden und Treffs zu besuchen, um über die Tafel zu informieren.

 

 

Wie Springes Tafel auf die Diskussion reagiert und warum Uwe Lampe Senioren die Hemmungen nehmen will
 
Keine Diskussionen, kein Gedränge, kein Ärger: Dienstag, 15 Uhr, Jägerallee. Lebensmittelausgabe bei der Tafel in Springe. Uwe Lampe kümmert sich heute persönlich darum und liest die Namen derer vor, die bei der Losziehung die Nase vorn hatten und nun zuerst Waren erhalten. Rund 30 Kunden stehen vor der Tür und lauschen gespannt.
 
Die Diskussion über die Entscheidung der Essener Tafel, einen Aufnahmestopp für Ausländer zu verhängen, schlägt bundesweit immer höhere Wellen. In Springe zeigen die Tafelverantwortlichen wenig Verständnis für die Entscheidung des Essener Tafelchefs Jörg Sartor. Am Deister funktioniere die Ausgabe der Lebensmittel ohne Probleme – allerdings wurde der Modus zur Vergabe bereits vor zwei Jahren angepasst.
 
„Wir würden eine Entscheidung wie in Essen so nicht treffen“, sagt Tafelchef Lampe. Allerdings habe die Tafel in Springe auch genügend Personal und genug Lebensmittel – Verteilungsprobleme gebe es keine. Und das sei ein entscheidender Unterschied zur Situation in Essen.
 
Der Anteil von Migranten liegt bei der Essener Tafel bei 70 Prozent, in Springe ist er laut Lampe aktuell bei 80 Prozent. Schon länger habe man mithilfe von Kursen Hürden bei der Verständigung aus dem Weg geräumt – etwa im Bereich der Kommunikation zwischen Mann und Frau. Lampe: „Viele Geflüchtete wissen ja gar nicht, wie man sich mit einer Frau unterhält.“ Daraus entstandene Probleme, die in Essen auch als Argument für den Aufnahmestopp genannt werden, gebe es deshalb in Springe nicht.
 
Zu Ärger bei der Ausgabe komme es am Deister auch deshalb nicht, weil die Warenausgabe entschärft wurde: Die ersten Lebensmittel erhält nicht mehr der Kunde, der zuerst da ist – sondern der mit Losglück. „Wer ganz früh kommt, nimmt an einer Verlosung teil, die Waren werden in der Reihenfolge der gezogenen Lose verteilt“, sagt Lampe. Ab 17.30 Uhr erhalten alle übrigen ihre Lebensmittel, ohne Wartezeit, wie Lampe versichert.
 
Vor der Einführung dieses neuen Systems sei der Umgang zuweilen schwierig gewesen, erinnert sich Dietmar Schulz, der die Tafel ehrenamtlich als Empfangs-Chef unterstützt. „Da musste auch schon mal die Polizei gerufen werden. Es gab auch Hausverbote.“ Im Jahr 2016 hatte die Tafel erstmals von einem enormen Anstieg der Kundenzahl und von langen Schlangen vor der Ausgabestelle berichtet, die Kunden hätten bereits Stunden vor Beginn der Verteilung dort ausgeharrt. Die Folge war, dass immer weniger Alt-Kunden vorbeikamen. Im Mai wurde die Zahl der Verkaufstage pro Familie von bis dato maximal zwei auf einen gesenkt: Nun darf jeder Kunde entweder am Dienstag oder am Freitag kommen.
 
Christina Abele, ehrenamtliche Helferin seit zehn Jahren, packt gerade einen Lebensmittelkorb für eine junge Familie: Bananen, Nudeln, Kartoffeln, Honig, Käsebrötchen, Laugenstangen, Cornflakes, alles da. Und die Kunden, so heißen die Bedürftigen, weil sie für die gespendeten Waren einen geringen Betrag entrichten, stehen am Tresen und schauen zu, wie die Kunststoffkörbe gepackt werden. Es wird gescherzt, die Kunden erläutern, was sie gern hätten, fast noch ein wenig freundlicher und ruhiger als an der Supermarktkasse.
 
„Wenn die Kunden merken, dass es von allem genug gibt, ist es sehr entspannt“, sagt Lampe, der hinter einem Holztresen steht und nacheinander weitere Namen aufruft – immer dann, wenn ein Kunde den Tresen mit einem gefüllten Warenkorb verlässt.
 
300 Menschen versorgt die Springer Tafel pro Woche mit Lebensmitteln – der Anteil der Rentner darunter ist noch gering, obwohl die Bedürftigkeit laut Untersuchungen stets wächst. Mit ihnen möchte Lampe Kontakt aufnehmen: „Viele haben Hemmungen, zur Tafel zu gehen“, fürchtet er. Deshalb will der Tafelchef ins Gespräch kommen und aufklären und plant gezielt, Veranstaltungen wie kirchliche Seniorenrunden und Treffs zu besuchen, um über die Tafel zu informieren.
 
„Wenn die Kunden merken, dass es von allem genug gibt, ist die Lage sehr entspannt.
 
Uwe Lampe
 
Chef der Springer Tafel
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