Kunden werden anspruchsvoller.

03.03.2015 15:25
Tafel: Ehrenamtliche investieren mehr Zeit in Gespräche, um Konfliktsituationen vorzubeugen.
 
Sie werden beleidigt, bedroht, bespuckt: Immer mehr „Tafeln“ im Bundesgebiet beschweren sich darüber, dass der Ton der Kunden gegenüber den Mitarbeitern schärfer wird.
 

Einige der 60 Helfer würden lieber im Hintergrund die Waren sortieren, als sie an die Kunden zu verteilen, sagt Lampe: „Die Ausgabe ist schon eine sehr anspruchsvolle Aufgabe. Das erfordert ein besonderes Fingerspitzengefühl.“ Einigen Kunden müssten sie deutlich machen, „dass wir keine Pflichteinrichtung der Gemeinde sind, sondern dass sich hier Ehrenamtliche engagieren. In ihrer Freizeit.“

Gerade erst hat Lampe sich eine Frau vorgeknöpft, die patzig geworden war und eine Sonderbehandlung wollte. Sie arbeite, habe Kinder und schaffe den Haushalt nicht, wenn sie bei der „Tafel“ Schlange stehen müsse. „Ich habe sie aufgeklärt, dass wir alle Kunden gleich behandeln. Wir machen keine Ausnahmen“, gibt Lampe aus dem Gespräch wieder. Dann habe er ihr mit auf den Weg gegeben, in Zukunft doch eher darüber nachzudenken, was sie für die „Tafel“ tun könne, als andersherum.

Ein gern geäußerter Wunsch sei auch, sich den fertig gepackten Einkaufskorb bitte zu einer festen Uhrzeit abholen zu dürfen oder nur bestimmt Produkte zu erhalten. Ähnliche Bitten habe es in der achtjährigen „Tafel“-Geschichte zwar immer wieder gegeben, das Anspruchsverhalten sei jedoch gewachsen, beobachtet Lampe.

1500 Springer sind berechtigt, sich in der Essensausgabe an der Jägerallee mit Lebensmitteln einzudecken. Die Bedürftigen teilen sich auf in 1100 Erwachsene und 400 Kinder. 65 Familien nutzen die beiden Ausgabetage in der Woche regelmäßig - das entspricht 150 Personen. Die Zahl ist seit der „Tafel“-Gründung stetig gewachsen.

Lampe ist fest davon überzeugt, dass die Kundennachfrage durch den Zuzug von Flüchtlingsfamilien steigen wird, sich daraus aber keine Probleme ergeben müssen: „Unser Angebot ist vergleichsweise gut.“ Es gebe im Einzugsgebiet überdurchschnittlich viele Märkte, die die Einrichtung unterstützen.

Wie rosig die Lage ist, ist dem Vorsitzenden kürzlich wieder beim Bundestreffen der 920 „Tafeln“ deutlich geworden. Das Springer Team könne regelmäßig für Bad Münder zur Verfügung stellen. Außerdem müsse man nicht überlegen, ob man von den Kunden eine höhere Abgabe verlangt: In Springe fällt ein Euro pro großem Einkaufskorb an, in anderen Städten werden bis zu 6 Euro verlangt.

Im Sommer will der Laden erstmals Bürger in seinen Räumen begrüßen, die normalerweise im Supermarkt einkaufen: „Wir planen einen Tag der offenen Tür“, so Lampe. Ziel ist, die Räume vorzustellen und weitere Helfer für die Essensausgabe zu gewinnen.

 

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